Online-Petition Draußen muss drin sein: Petition für Amateursport
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Der Deutsche Fußball-Bund hat mit seinen Regional- und Landesverbänden eine gemeinsame bundesweite Petition und Kampagne für den Amateur- und Breitensport mit dem Deutschen Olympischen Sportbund gestartet. Die Initiative Draußen muss drin sein fordert eine schnellstmögliche Wiederzulassung des organisierten Sportbetriebs unter freiem Himmel, zunächst im Training, anschließend im Wettkampfbetrieb.
Nicht nur die mehr als sieben Millionen Mitglieder in rund 24.500 Vereinen des DFB – davon rund 530.000 Mitglieder der rund 1.800 Vereine in Württemberg – sind in den kommenden drei Wochen aufgerufen, die Petition weiterzutragen. Mit Unterstützung des DOSB sollen auch die Mitglieder, Vereine und Verbände anderer Sportarten sowie alle Sportbegeisterten in Deutschland dem Amateur- und Breitensport eine gemeinsame Stimme geben. Unter dem Dach des DOSB sind 90.000 Sportvereine mit insgesamt rund 27 Millionen Mitgliedern organisiert.
Ronny Zimmermann, zuständiger DFB-Vizepräsident für den Jugendfußball, sagt: „Die Amateurvereine und ihre Sportler*innen sind immer wieder in den Entscheidungen ignoriert und vergessen worden. Damit muss jetzt Schluss sein, speziell für unsere Kinder und Jugendlichen. Sport ist wichtig, Sport hat einen hohen gesellschaftlichen Wert, Sport ist gesund für Körper und Seele – auch in der Pandemie. Es sind nun schnelle, konkrete Perspektiven gefragt, das gilt nicht erst seit den aktuellen Entwicklungen beim Impfen und den Inzidenzwerten, die in Deutschland Hoffnung machen. So uneinig der DFB aktuell auftreten mag, hinter dieser Petition stehen wir alle, da gibt es keine zwei Meinungen. Die Vereine arbeiten höchst verantwortungsvoll, das haben sie beim Restart im vergangenen Jahr unter Beweis gestellt. Der Amateursport muss auf Grundlage aller vorliegenden Fakten endlich stärker gehört werden. Wir wollen einen nachhaltigen Weg aus der Krise finden. Gefragt ist eine neue Aufbruchstimmung für den Vereinssport, für Bewegung, Freude und das Gefühl von Gemeinschaft.“
Matthias Schöck, Präsident des Württembergischen Fußballverbandes: „Wir sind nicht nur in diesen Tagen im ständigen Austausch mit unseren Vereinen und den ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen. Die Gespräche dabei drehen sich immer um einen zentralen Punkt: Den Wunsch nach einer Perspektive. Alle Eltern, Trainer- und Betreuer*innen können das aus den Erfahrungen mit ihren Kindern bestätigen. Der ständige Blick auf die Inzidenzwerte vor der eigenen Haustüre, der Wechsel zwischen Übungen in der Kleingruppe und Online-Training oder die Umsetzung aufwändiger Hygiene-Konzepte. Unsere Vereine, Familien und Ehrenamtlichen haben im Laufe der Corona-Pandemie große Anpassungsfähigkeit bewiesen und Verantwortung übernommen. Wir fordern deswegen nun das Vertrauen der politischen Entscheidungsträger in einen verantwortlichen Umgang mit neuen Freiheiten zum gemeinsamen Sporttreiben ein. Bitte unterstützen Sie uns auf dem Weg zurück auf die Sportplätze.“
Seit mehr als einem halben Jahr steht der Amateursport in Deutschland nahezu still. Spiele und Wettkämpfe sind untersagt, der Trainingsbetrieb ist – wenn überhaupt – nur unter sehr starken Einschränkungen möglich. Allein im Fußball sind knapp 140.000 Mannschaften seit Oktober 2020 weitgehend zur Bewegungslosigkeit verurteilt – obwohl alle bisherigen Erkenntnisse in der Pandemie aufzeigen, dass auf dem Spielfeld nur ein äußerst geringes Ansteckungsrisiko besteht. Obwohl seit Monaten immer mehr Expert*innen aus Medizin und Wissenschaft, unter anderem aus Aerosolforschung, Epidemiologie und Sportwissenschaft, vor den gesundheitlichen und gesellschaftlichen Gefahren warnen, die mit dem aktuellen Verbot des organisierten Sporttreibens einhergehen. Obwohl vor allem für Kinder und Jugendliche negative Langzeitfolgen befürchtet werden. Obwohl die im vergangenen Jahr angewendeten Hygienekonzepte gerade im Fußball gut funktioniert haben.
Die aktuelle DFB-Kampagne und die Petition sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zurück auf die Sportplätze und werden vor allem im Online- und Social-Media-Bereich kommuniziert. Beim DFB-Pokalfinale im Berliner Olympiastadion wird zudem ein Riesenbanner auf der Gegentribüne für die Initiative Draußen muss drin sein werben.
Bereits Ende Februar hatte der DFB in einer bundesweiten Online-Umfrage ermittelt, wie es dem Amateurfußball nach einem Jahr mit der Pandemie geht. Mehr als 100.000 Menschen nahmen teil, verteilt über nahezu alle Altersgruppen. Fast alle sind Mitglieder in Amateurvereinen mit Fußballangebot. Die Ergebnisse, präsentiert im Rahmen einer live übertragenen Pressekonferenz, zeigten: Die Sehnsucht nach der Rückkehr auf den Platz ist riesig, die Herausforderungen für die Vereine sind es ebenfalls. 98 Prozent der Befragten vermissen den Amateurfußball, 96 Prozent die Aktivitäten in ihrem Verein. Besonders fehlen den Menschen die Gemeinschaft und das Gemeinschaftsgefühl (71 Prozent), noch mehr sogar als das aktive Fußballspielen selbst (68 Prozent).
Der gesellschaftliche Wert des Amateurfußballs wurde im vergangenen Jahr mit Hilfe einer wissenschaftlichen Modellrechnung in Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Fußball-Union (UEFA), dem DFB und zehn Universitäten errechnet. Basierend auf dem UEFA GROW SROI-Modell („Social Return on Invest“) beträgt die soziale und ökonomische Wertschöpfung des Amateurfußballs allein in Deutschland 13,9 Milliarden Euro pro Jahr.
Das Modell quantifiziert den sozialen und wirtschaftlichen Mehrwert, der deshalb entsteht, weil in 24.500 Amateurvereinen Fußball gespielt und ehrenamtliche Arbeit geleistet wird. Demnach senkt Fußballspielen unter anderem das Erkrankungsrisiko und damit Gesundheitskosten, wodurch 5,6 Milliarden Euro im öffentlichen Gesundheitssystem eingespart werden. Die Steigerung des subjektiven Wohlbefindens entspricht einer sozialen Wertschöpfung von 4,86 Milliarden Euro. Allen voran für Kinder und Jugendliche sind Amateursportvereine wichtige soziale Tankstellen. Tankstellen, die seit Monaten kaum angezapft werden können. Auch darum muss draußen endlich wieder drin sein.